Ungewöhnlicher Einsatz für die Tauchergruppe des Marinestützpunktes Kiel: Aus dem thüringischen Hohenwarte-Stausee bargen Marinetaucher zwei als gestohlen gemeldete Kraftfahrzeuge aus 48 und 53 Meter Tiefe.



Hohenwarte-Stausee / Kiel - Vor zwei Wochen leisteten die Marinesoldaten der Landespolizei Thüringen Amtshilfe. Grund: Die Marinetaucher können dank ihrer technischen Ausrüstung bis zu 60 Meter tief tauchen, die Taucher der thüringischen Polizei nur bis maximal 50 Meter.





Unterwasserroboter ortete Fahrzeuge



Doch der Reihe nach: Am 25. November vergangenen Jahres wurde in Rudolstadt ein Katastrophenschutzfahrzeug der Johanniter Unfallhilfe gestohlen. Anfang Januar ein weiteres Fahrzeug einer Rudolstädter Firma. Laut Polizeiangaben wurden sie von Einbrechern als Transportfahrzeuge für Beutegut genutzt und anschließend in dem Stausee entsorgt.

Gefunden wurden die beiden Fahrzeuge aufgrund von Reifenspuren am Ufer sowie nach Sichtung von Öllachen auf dem Wasser der viertgrößten deutschen Talsperre. Um die Kraftfahrzeuge genau orten zu können, wurden zwei Mitarbeiter der "Wehrtechnischen Dienststelle 71 (WTD 71)" aus Eckernförde damit beauftragt, sie mit Hilfe eines ferngesteuerten Unterwasserroboters vom Typ Hyball zu lokalisieren.

Die Fahrzeuge vom Typ Mercedes Sprinter und Volkswagen T4 entdeckte Hyball schließlich in 48 beziehungsweise 53 Meter Tiefe, 85 Meter vom Ufer entfernt.





Schweres Gerät der Bundeswehr kam zum Einsatz



"Da es sich bei den beiden Fahrzeugen aus Sicht der Staatsanwaltschaft Gera um wichtige Beweismittel handelt, war die Bergung unabdingbar notwendig", sagte ein Polizeisprecher.

Nachdem zwei Bergeversuche der thüringischen Polizei und eines zivilen Tauchunternehmens gescheitert waren, kamen insgesamt 22 Soldaten des schweren Pionierbataillons 130 aus Minden, der Kieler Stützpunkttauchergruppe und der Flugabwehrraketengruppe 26 aus Husum zum Einsatz. Mit schwerem Gerät - unter anderem einer 60 Quadratmeter großen Schwimmplattform, einer Druckkammer und einem 20-Tonnen-Kran - konnte die Bergung aus dem vier Grad kaltem Wasser binnen sechs Stunden erfolgen.

Die beiden Fahrzeuge wurden danach der Kriminaltechnik des Landes Thüringen übergeben. Kriminalkommissarin Cindy Prochnow von der zuständigen Polizeidirektion Saalfeld dankte der Bundeswehr für die Unterstützung. Sie sagte: "Die vorhandenen Spuren in den Fahrzeugen werden nun als Beweismittel in den beiden Strafverfahren des besonders schweren Falls des Diebstahls Verwendung finden können." Für die neun Marinetaucher und zwei Taucherarztgehilfen aus Kiel handelte es sich um einen außergewöhnlichen Einsatz. "Normalerweise werden wir nicht im Binnenland zum Tauchen eingesetzt.

Das habe ich selbst zum ersten Mal mitgemacht", sagt der Leiter der Tauchergruppe Kiel, Hauptbootsmann Alexander Muron. Das Besondere an diesem Einsatz "waren auch die umfangreichen logistischen Vorbereitungen. Wir mussten Soldaten aus drei Teilstreitkräften sowie die Polizei unter einen Hut kriegen. Und es ist uns gut gelungen", so Muron.





Schiffstaucherausbildung dauert eineinhalb Jahre



Die Deutsche Marine verfügt über je eine Stützpunkttauchergruppe in Kiel, Wilhelmshaven und Rostock-Warnemünde. Die Taucher der drei Gruppen werden in der Marine als "Schiffstaucher für Atemluft-Helmtauchgerät" bezeichnet. Sie sind unter anderem für das Auffinden von Material, für Ausbesserungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Hafen-Pieranlage sowie für Schweiß- und Brennarbeiten unter Wasser zuständig. Die Ausbildungsdauer zum Schiffstaucher beträgt etwa eineinhalb Jahre. Darin enthalten ist die Helmtaucherausbildung, eine Kranausbildung, der Erwerb des Kraftbootführerscheins und des Führerscheins für Lastkraftwagen mit Anhänger, eine Funkausbildung sowie Schweißausbildungen für über und unter Wasser. Es kann ein zivil verwertbarer Abschluss zum "Geprüften Taucher (IHK)" erworben werden. Voraussetzung für eine Ausbildung zum Schiffstaucher ist die achtwöchige Schwimmtaucherausbildung. Neben den Schwimmtauchern und Schiffstauchern gibt es in der Deutschen Marine noch die Minentaucher und Kampfschwimmer. Sie alle sind Spezialisten der Taucherei.



Autor: Detlef Struckhof und Thomas Lerdo, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Landespolizei Thüringen



Von: Presse- und Informationszentrum Marine an Divers Travel Guide



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